Kiebitz zum Vogel des Jahres gewählt

Garten – Normalerweise weiß man erst am Ende eines Jahres, was der Hit, der Flop, der Mensch oder das Ereignis des Jahres war. Beim Vogel des Jahres verhält es sich anders: Schon zu Beginn eines noch jungen Jahres steht fest, welche Art den zweifelhaften Titel für die kommenden zwölf Monate führen darf.

Der Kiebitz hat im vergangenen Herbst bei der Wahl zum Vogel des Jahres das Rennen gemacht. Der scheue Bodenbrüter, wegen seiner waghalsigen Flugmanöver auch „Gaukler der Lüfte“ genannt, setzte sich gegen seine „Mitbewerber“ – Steinkauz, Rebhuhn, Rauchschwalbe und Wespenbussard – durch. Um ihn zu sehen, müssen Gartenbesitzer allerdings ihren Blick vom eigenen Stück Natur lösen, in die Umgebung wandern und sehr viel Glück haben. In ganz Deutschland wurden 2021 weniger als 4.000 Brutpaare gezählt.

Insgesamt 120.000 Teilnehmer beteiligten sich an der Wahl, die der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern ausgeschrieben hatte, 33.289 stimmten für den kleinen Regenpfeifer mit der kessen Frisur. „Jede dieser Vogelarten wäre des Titels würdig gewesen, doch der Kiebitz verdient ihn ganz besonders“, sagt Dr. Norbert Schäffer. Der LBV-Vorsitzende berichtet: „Sein Bestand hat in Bayern und ganz Deutschland in den letzten Jahrzehnten katastrophal abgenommen, 90 Prozent der Brutpaare gingen verloren.“ Schuld daran seien intensive Landwirtschaft und die Trockenlegung von Feuchtwiesen, wodurch Kiebitze kaum noch geeignete Lebensräume fänden. „Als Vogel des Jahres steht der Kiebitz für die Artenvielfalt in unserer Agrarlandschaft.“

Bereits 1996 wurde er als Jahresvogel ausgewählt. Auch und vor allem das oberbayerische Alpenvorland, das in der jüngsten Eiszeit seine charakteristische, weich hügelige Form erhalten hat, ist potenzielles Brutgebiete für den Kiebitz. Das Hochmoor („Moos“) und das Niedermoor („Filz“) sind zwei der ursprünglich vorherrschenden Landschaftsformen: das noch bestehende Murnauer Moos, der Steingadener Wiesfilz oder auch der Weilheimer Schwattachfilz sind nur drei Beispiele. Mit der Renaturierung trockengelegter Gebiete ließe sich nicht nur viel für den Vogel des Jahres, sondern auch fürs Klima tun. Diese Debatte anzustoßen und, um die Aufmerksamkeit auf den schönen Vogel mit dem charakteristischen Flugverhalten zu lenken, ist die Intention dieses etwas anderen Wettbewerbs.

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