Weilheim: Gratis-Glasfaseranschluss von den Stadtwerken

Lokales – Der Verkehr mag gerade mancherorts ins Stocken geraten. Die vielen Straßenbaustellen im Weilheimer Stadtgebiet sorgen aber auch für Hochgeschwindigkeit. Überall, wo gerade gebaut wird, legen die Stadtwerke nämlich ganz nebenbei die Grundlage für blitzschnelles Internet – über das eigene Glasfasernetz. Das beste daran: In den kommenden zwölf Monaten gehen 4000 Haushalte ans Netz und stehen somit für eine Buchung zur Verfügung. Den passenden Anschluss liefern die Weilheimer Stadtwerke gratis ins Haus, wenn ein entsprechender Providervertrag vorliegt, wie die Unternehmsgruppe auf Anfrage mitteilt.

Was die Weilheimer konkret sparen

Jeweils etwa 400 bis 600 Euro sparen sich die Weilheimer konkret. So viel würde es laut einem Überblick bei gängigen Providern kosten, wenn man sie anderenorts beauftragt, eine Verbindung vom Glasfaserstrang unter der Straße zum Haus hin und dann ins Haus zur Telefondose zu legen. Das Gratis-Angebot der Stadtwerke gilt übrigens nicht nur für besagte 4000 Haushalte, sondern generell: „Soweit wir es absehen können, wird jeder Anschluss, egal von welchem Provider er versorgt werden soll, in Weilheim kostenlos sein“, sagt Karl Neuner, der Prokurist der „Stadtwerke Weilheim i.OB Energie GmbH“. Das gelte jeweils für den kürzesten Weg von der Trasse zum Gebäude. Läuft es nach Plan, soll bis 2030 das gesamte Stadtgebiet ans Hochgeschwindigkeits-Internet angeschlossen sein – und damit auch alle Haushalte, Firmen und Büros. Alles, was Verbraucher tun müssen, ist, sich um einen Vertrag mit einem Provider zu kümmern.

Was die Weilheimer tun müssen

Ein solcher „Provider-Vertrag“ ist notwendig, dass die Stadtwerke überhaupt tätig werden können. Konkret müssen Kunden auf Kommunikationsunternehmen zugehen und einen Anschluss beauftragen. Grundlage ist normalerweise ein Liefervertrag für mindestens zwei Jahre Laufzeit. Das Unternehmen vergibt dann den Auftrag an den jeweiligen Netzinhaber – in diesem Fall an die Weilheimer Stadtwerke –, die dann wiederum als Dienstleister auf den Kunden zukommen, einen Termin vereinbaren und das Glasfaserkabel erst an und dann ins Haus legen. Von der Telefondose weg ist dann das Kommunikationsunternehmen zuständig, um das Hochgeschwindigkeitsinternet zu liefern. „Wir liefern die passive Infrastruktur“, so Neuner, „der Provider, salopp gesagt, das Licht.“ 

Was sind die Gründe für Weilheims eigenes Netz?

Die Ursprünge dieses Projekts liegen in der Vergangenheit. „Vor ungefähr zehn Jahren hatte die Stadt Weilheim viele ,weiße Flecken’ bei der Internetversorgung“, erklärt Neuner. „Während in der Innenstadt ziemlich gutes DSL über Kupferleitungen möglich war, konnten viele Häuser in Rand- und Außenbezirken kaum oder gar nicht angeschlossen werden.“ Die Stadt habe das erkannt und Anfragen bei Dienstleistern gestellt, was es kosten würde, ein Glasfasernetz aufzubauen. „Die Angebote waren nicht wirtschaftlich, also haben wir uns entschlossen, es selbst zu machen.“ Das habe viele Vorteile: Da für Glasfaserversorgung andere Gesetze gelten als für das Wasser- oder Stromnetz, könnte theoretisch eine Straße oder ein ganzer Stadtteil parallel von mehreren Glasfaserkabeln verschiedener Anbieter durchzogen werden. „Der Markt ist nicht reguliert, theoretisch könnte jedes Unternehmen sein eigenes Netz aufbauen. Das würde dann zu einem Flickerlteppich führen, wo jeder Anbieter die Straße aufreisst, und das für ihn interessante Gebiet zu versorgen.“ Um dem vorzubeugen und ein funktionelles und zentral zu wartendes Netz zur Verfügung zu haben, sei man tätig geworden. Auch im Hinblick auf die Fernwärmeversorgung, übrigens: „Um ein Fernwärmenetz ordentlich zu betreiben, braucht man zwingend Glasfaser“, so Neuner über den doppelten Nutzen der Unternehmung. 

Warum gehen Außendienst-Mitarbeiter von Tür zu Tür?

2017 ging der Netzausbau los, nun sind Teilbereiche fertig. „Bald können 4000 Haushalte versorgt werden“, so Neuner. Um das anzukurbeln, hätten die Stadtwerke Kooperationsverträge mit Telekommunikationsunternehmen geschlossen. „Aktuell sind „Das Bessere Netz“ (DBN), M-Net und die Telekom dabei“, so Neuner. Die Telekom habe ihrerseits Partner: „Das sind Vodafone, 1&1 und O2.“ Diese Unternehmen schicken derzeit Sub-Unternehmer von Tür zu Tür, um Glasfaserverträge anzubieten. 

Verständlicherweise steht für sie im Vordergrund, möglichst viele Verträge zu verkaufen. Ärgerlicherweise werden dabei bewusste oder unbewusst Halbwahrheiten verbreitet, wie  zahlreiche Anrufe bei „Anders Wohnen“ zeigen: Wenn man jetzt nicht mitmache, müsse man später den Anschluss selber zahlen, heißt es da beispielsweise. Das Kupfer-Netz der Telekom werde eher früher als später nicht mehr gewartet und am Ende stehe man ohne Internet da, wenn man jetzt den Technologiewechsel nicht mitmache. Oder: Man müsse auch die Nachbarn mitwerben, sonst lohne es sich nicht für das Unternehmen, den Anschluss zu zahlen. Klare Ansage von Neuner: „Alles Vertriebsmasche!“  

Auf Sicht, also für die nächsten Jahre, gesprochen, müsse niemand in Weilheim seinen Anschluss selber zahlen. Auch werde das Kupfernetz der Telekom seiner Ansicht nach weitergepflegt werden müssen und Sammelaufträge seien auch nicht notwendig: „Egal, von welchem Unternehmen der Auftrag eingeht: Am Ende bringen immer die Stadtwerke das Internet ins Haus – die Aufträge aller Unternehmen für einen Hausanschluss laufen bei uns auf.“  

Was ist der Zeitrahmen?

Dass die Weilheimer so an der neuen Technologie interessiert sind, hat Neuner nach eigener Aussage schon überrascht: „Umso mehr freuen wir uns.“ Das Ziel ist, alle Interessenten im ersten Ausbaugebiet bis Ende September 2024 versorgt zu haben. „Wenn ich mir die Aufträge alle anschaue, wird dieser Termin ganz schön happig.“ So richtig überrascht von der Auftragsflut ist er aber auch wieder nicht: „Die Vorteile von Licht zu Kupfer sind immens: Es ist zum Beispiel egal, wie viele Leute an einem Knotenpunkt hängen – das Netz wird nicht langsamer. Während Unterschiede bei der reinen Downloadrate kaum spürbar seien, ginge der Upload deutlich schneller. „Gerade für Cloud-Anwendungen ist das entscheidend.“ 

Mehr Information und Kontakt: https://www.stawm.de/

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