Garten– Während das „Time“ Magazin mit der Bekanntgabe seiner Person des Jahres jeweils bis Ende des Kalenderjahrs wartet, geht es woanders schneller. 2022 ist noch jung, und schon hat es einen Vogel: den Wiedehopf.
Dass der orangerot gefiederte Wahlgewinner das Rotkehlchen mit dem Titel abgelöst hat, liegt allerdings weniger an seiner Bedeutung für das Weltgeschehen als an hoher Schutzbedürftigkeit. Der bayerische Landesverband für Vogelschutz (LBV) und sein bundesweiter Partner, der Naturschutzbund Deutschland (NABU), küren seit 1971 jährlich einen Vogel, um auf die Gefährdung seines Lebensraums aufmerksam zu machen. Seit vergangenem Jahr wird die Wahl öffentlich ausgeschrieben. Mehr als 142.500 Teilnehmer wählten den Zugvogel vor seine Mitbewerber, die Mehlschwalbe, den Bluthänfling, den Feldsperling und den Steinschmätzer. „Viele Wähler konnten sich aber sicher auch mit seinem Wahlslogan: ,Gift ist keine Lösung’ identifizieren“, so der NABU in einer Mitteilung. Der Wiedehopf benötige halboffene bis offene insektenreiche Landschaften. „Viele Insekten gibt es nur ohne Pestizideinsatz.“
Garten- und Balkonbesitzer werden das auffällige Tier mit der charakteristischen Federhaube allerdings nur selten zu Gesicht bekommen. In Mitteleuropa durchaus heimisch, meidet er laut Verbreitungskarte Deutschland so gut er kann. Nach der Aufzucht seiner Brut macht er sich im August auf die Reise, direkt über die Alpen, das Mittelmeer und die Wüste hinweg in den Savannengürtel südlich der Sahara. Vielleicht lässt sich der schöne Vogel langfristig – wenn schon nicht allein durch den Titel, sondern durch die damit zusammenhängenden Bemühungen um Naturschutz in Deutschland – künftig wieder hierher locken. Aktuell wird sein Bestand auf gerade mal 650 bis 800 Brutpaare (2005-2009) geschätzt.