Garten – So mancher Gartenbesitzer wundert sich in diesem Winter über die ungewohnte, fast gespenstische Ruhe im Garten. An den Vogelhäusern in Bayern ist bislang deutlich weniger geboten als in den vergangenen Jahren – manchmal bleiben die gefiederten Gäste gleich vollkommen aus. Die Ergebnisse der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ bestätigen den Eindruck, den so einige Gartenfreunde haben. In den Landkreisen Weilheim-Schongau, Starnberg oder Garmisch-Partenkirchen beispielsweise gibt es Gartenbesitzer, die übereinstimmend berichten, dass ihre Futterstellen in den vergangenen Jahren regelrecht überlaufen waren und in diesem Jahr noch nicht einmal nachgefüllt werden mussten.
Bei der gemeinsamen Aktion des „Naturschutzbund Deutschland“ (NABU) und seines bayerischen Partners „Landesbund für Vogelschutz“ (LBV) beteiligten sich in diesem Jahr über 200.000 Tierfreunde, die eine Stunde lang die Vögel am Futterhaus im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählten. So werden jedes Jahr wertvolle Erkenntnisse über die Verbreitung von Vögeln im Bundesgebiet gewonnen. Das Ergebnis ist, kurz zusammengefasst, ernüchternd: Obwohl sich mehr Vogelbeobachter als jemals zuvor an der Aktion beteiligt haben, wurde die niedrigste Gesamtzahl an Vögeln seit Beginn der Aktion 2011 erfasst. Laut der Naturschutzverbände meldeten sich im Umfeld der Aktion viele besorgte Gartenbesitzer und berichteten übereinstimmend von leeren Futterhäuschen.
Der LBV geht von einem Zusammenspiel verschiedener Ursachen aus. „Die winterliche Gartenvogelwelt wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Neben dem aktuell verfügbaren Nahrungsangebot in Wald und Flur gehören dazu der Zuzug von Wintergästen aus dem Norden und damit auch die momentane Großwetterlage, aber auch der generelle Zustand ihrer Lebensräume“, so LBV-Vogelexpertin Angelika Nelson. In diesem Jahr seien die Temperaturen bislang relativ mild, zahlreiche Wintergäste blieben aus. So lange kein oder nur phasenweise Schnee liegt, finden viele Vogelarten außerdem natürliche Nahrungsquellen. Eine weitere Besonderheit sei in diesem Jahr, dass die Buchen in diesem Herbst und Winter reichlich Samen tragen, wodurch Waldvögel ihr Domizil nicht verlassen und Gärten aufsuchen müssen. Man stelle auch fest, sagt Angelika Nelson, „dass auf der anderen Seite aber auch mehr Menschen als früher füttern. Die Vögel können sich heute also über mehr Futterstellen verteilen, als das früher der Fall war“.